In da Bush
Juchu, endlich endlich endlich wieder in Südafrika!
Pia und ich kamen am Sonntagabend in Johannesburg an und bezogen das alte Cottage meiner früheren Gastmama und Freundin Isabel. Es ist nun sechs Jahre her, dass ich das letzte Mal hier gewesen bin und schon nach dem ersten Abend wusste ich: das war definitiv zu lange. Es war so schön wieder hier zu sein, durch den Flughafen zu laufen und mit dem Auto nach Johannesburg reinzufahren. Die Vodacom-Reklame auf dem Tower in Downtown näher kommen zu sehen, all die Hügel und Brücken rauf und wieder runter zu fahren, bis man irgendwann in seinem Stadtteil ankommt.
In den letzten Jahren ist natürlich sehr viel passiert und unter anderem ist Bella vor inzwischen drei Jahren in ein anderes Haus umgezogen. Das war ein wenig komisch, denn ich kam zwar an einen vertrauten Ort, aber in ein für mich noch unbekanntest Haus. Ich hab dann am Sonntagabend den Umzug nachträglich mitgemacht. Wir wohnen jetzt in Parkhurst, nicht mehr in Emmarentia, es gibt wieder ein Cottage im Garten, das mich direkt an mein altes Cottage erinnert und in das Pia und ich einziehen dürfen. Im Gegensatz zu früher schallt Musik durchs Haus und der Garten ist wahnsinnig grün. Überall riesige Palmen, Büsche und Zitronenbäume, frische Gewürze überall und an jeder Ecke ein kleiner Sitzplatz. Der eingebaute sowie mobile Grill dürfen natürlich nicht fehlen, genausowenig die gemütlichen Sofas auf der Terasse. Inzwischen wohnt nur noch einer der beiden Söhne, auf die ich vor mittlerweile zehn Jahren täglich aufgepasst habe, bei ihr. Sie haben sich ein kleines WG-Leben angeeignet und das Leben im neuen Haus scheint ein wenig freier zu sein, als das in dem alten Haus. Mit Sicherheit hat das auch mit den ins Land gestrichenen Jahren zu tun, aber alles in allem hat sich einiges verändert. Bei der Hausführung fiel mir gleich auf, dass es trotzdem einfach Isabels Haus ist, Isabels Einrichtung, Isabels Charakter, der hier die Räume durchflutet und also auch ein Haus ist, in dem ich mich auf Anhieb wohl fühle und das mir das Gefühl vermittelt, als würde ich es schon immer kennen. Wir hatten uns natürlich ziemlich viel zu erzählen, obwohl wir seit Jahren fast jede Woche voneinander hören und uns miteinander austauschen. Aber über whatsapp bekommt man eben doch nicht alles mit und so verbrachten wir die ersten beiden Tage in Johannesburg damit bei Coctails oder Wein zu quatschen.
Weil Isabel tagsüber arbeitete, nutzten Pia und ich die Zeit für einen Schnelldurchlauf durch Jozy. Wir haben uns ein wenig die Stadt angeguckt (so viel, wie man eben nunmal in zwei Tagen schaffen kann), haben meinen alten Freund Odi wiedergetroffen und das Wiedersehen, nostalgische Gefühle und das schöne Wetter genossen. Abends gabs typischen südafrikanischen Braai oder typische isabellsche Wodkanudeln.
Am Mittwoch sind Pia und ich dann nach Pilanesberg aufgebrochen, raus aus der Großstadt und rein ins südafrikanische Herz. Mit Sonnenaufgang haben wir Johannesburg verlassen und fuhren vorbei an Pretoria, ließen kleinere Ortschaften und Dörfer hinter uns und fuhren irgendwann nur noch durch Wiesen und Berge. Pilanesberg liegt knappe drei Autostunden von Johannesburg entfernt und zählt zu meinen Lieblingsorten, an denen man in den Busch fahren kann. Der Nationalpark ist verhältnismäßig klein und im Gegensatz zu größeren Parks, wie zum Beispiel dem Krügerpark, kann man hier noch recht ungestört unterwegs sein. Auch die Preise sind in all den Jahren immer gleich geblieben, wohingegen sie im Krüger rapide gestiegen sind. Schon vor sechs Jahren hab ich das gedacht und mich immer als Local reingeschmuggelt, weil die Aufpreise für internationale Besucher einfach zu frech waren. Dieses Mal haben wir auch nicht im Park selber geschlafen, weil wir kein Zelt hatten und auch keine Lust, die wertvolle Zeit in Joburg mit Zeltequipmentzusammenleihen zu vergeuden. Also sind wir abends wieder rausgefahren und in das nur wenige Kilometer entfernte nächste Städtchen gefahren, um dort zu übernachten. Für Pia ist es gerade das erste Mal in Südafrika und insofern auch das erste Mal im Busch gewesen.
Die Landschaft sieht hier momentan so schön aus: Alles ist grün, das Gras steht hoch und die Sonne knallt. Es ist nicht so ganz einfach in all dem Grünzeug die Tiere wiederzufinden, im Gegensatz zur Winter- oder Frühlingszeit kann man nicht sonderlich weit gucken. Da müssen einem die Tiere schon direkt vor die Nase laufen. Unsere Zeit dort bestand also ausnahmslos aus Highlights, wir wurden Zeugen von wunderschönen Momenten, konnten Elefantenherden für Stunden begleiten und die ganzen frisch geborenen Tierbabys mit zum Teil noch wackeligen Beinen auf ihren Streifzügen durch die Savanne beobachten. Als Pias erstes Tier vor ihr stand, ein Elefant auf einer kleinen Brücke, den wir ersteinmal zu Ende trinken und an uns vorbei kommen lassen mussten, war das schon ein bisschen surreal. Sie saß im Auto und wiederholte stetig: Oh mein Gott ein Elefant. Kurzzeitig später haben wir dann noch ein Nashorn getroffen, das schnell von seinen zwei Begleitern eingeholt wurde und alle zusammen minutenlang neben unserem Auto blieben.
Man merkt sich seine ersten Tiere im Busch immer – und ich denke, dass Pia mit ihren ersten Tieren sehr glücklich war, schließlich waren wir gerade eben erst angekommen. :) Ja, Pia jauchzte vor Freude und ich war auch so emotional dass ich zwischendurch immer fast heulen musste. Sechs Jahre Abwesenheit von diesem bezaubernden Ort sind definitiv zu lang. Fast habe ich vergessen, wie sehr einen dieses Land berührt.
Wir haben das beste aus über tausend Fotos mal sortiert.