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Drink and drive!

Mendoza! Wir sind angekommen, hier in Mendoza, der Weinprovinz und Weinhauptstadt Argentiniens.

Für uns ist es ein wenig aufregend, weil wir nun nach einem knappen Monat Stadt endlich unsere Reise fortsetzen und Mendoza unser Sprungbrett für die Reise in den Norden Argentiniens ist. Wir kamen sehr pünktlich zur Weinernte samt Wahl der Weinkönigin hier an! Der Wahlkampf steht übrigens einem politischen Wahlkampf in keiner Weise nach! An jedem Kiosk gibt es Fotos von allen Kandidatinnen, an Häuserwänden hängen Großplakate der Kandidatinnen und auf den Straßen sind Bilder aufgestellt. Die Restaurants schmücken ihre Fenster mit den persönlichen Favoritinnen und auch Flugblätter mit den jeweiligen Kandidatinnen haben wir gesehen.

Vom Timing hatten wir das gar nicht so geplant, aber es ist das größte Stadtfest der Provinzhauptstadt und wir konnten von Glück reden, dass wir überhaupt ein Zimmer bekommen haben. Wir sind mit Tim, Tita und Ferrán im kleinen Automobil über das Wochenende hierher gekommen und nach der durchaus sehr engen Fahrt erstmal erleichtert, dass wir uns noch aus dem Auto gefaltet bekommen.

Nach der Ankunft trennten wir fünf uns im Einvernehmen, denn Tim und Tita hatten einigen familiären Tagesordnungspunkten nachzukommen. Tita kommt ursprünglich aus Mendoza und die drei kamen fürs Wochenende bei ihrer Schwester unter.

Nachdem Götz und ich unser Appartment bezogen haben, unternahmen wir noch einen kleinen Stadtspaziergang. Es war jetzt Mitternacht, also genau die richtige Zeit, um in Argentinien noch einmal um die Häuser zu ziehen, essen zu gehen oder einen Drink zu nehmen. Wir waren uns bereits nach einigen Minuten des Umherstreifens vollkommen klar, dass Mendoza fest in italienischer Hand ist. Spätestens als wir den Festplatz erreichten, bestätigten sich diese Vermutungen, denn an allen Fressständen bewegten sich die italienischen Flaggen im Wind, die Angebote wurden mit "traditionell italienisch" und "wie bei Oma" beworben und die Köche sahen aus wie Luigi Carola, der Knorr-Chefkoch. Es fehlte nur noch die italienische Sprache.

Wir streunten die Nacht ein wenig herum, aßen Eis "wie in Italien" und verschafften uns einen Überblick über die Plazas, die in Mendoza die zentralen Aufenthaltsorte sind und wo an diesem Wochenende gefeiert wurde. Neben diesen zentralen Plätzen ist Mendoza auch total grün. Die uralten Bewässerungskanäle, die durch die Stadt fließen, bewässern riesige Bäume, die sich wie ein grünes Netz durch die Stadt ziehen und sagenhaft breite Alleen bilden. Der Autoverkehr in Mendoza ist übrigens noch furchtbarer als in Buenos Aires! Nur kurz dazu...

Wie bereits erwähnt ist Mendoza die Weinhauptstadt des Landes. Daher haben sich Götz und ich dazu entschieden, die berühmt berüchtigte Bodega Weintour auf dem Fahrrad zu machen. Dafür sind wir dann am nächsten Morgen um halb 10 bei Tim ins Auto gehüpft, der uns netterweise an unseren Startpunkt chauffiert hat. Als wir aus der Stadt rausgefahren sind, haben wir zum ersten Mal die wunderschöne Lage Mendozas sehen können. Die Stadt liegt am Fuß der Andenkordillere und die schneebedeckten Gipfel der knapp 7000 Meter hohen Berge überragen die Stadt und die Weinfelder. Für uns war es der erste Blick auf die Anden überhaupt und die Sicht an diesem Morgen war besonders klar. Im Laufe des Tages haben sich dann die Wolken über die Gipfel geschoben, aber unseren allerersten Blick konnten sie uns nicht nehmen. Die Vorfreude auf den Tag und die kommenden Wochen stieg sofort noch weiter an!

Nachdem wir unsere Fahrräder gemietet haben ging es los. Es war jetzt halb 11 und wir hatten noch nicht gefrühstückt. Daher haben wir uns dafür entschieden, die Weinroute erstmal bis zum Ende durchzufahren und ganz hinten anzufangen. Es waren knappe 12 Kilometer an Weinfeldern vor Anden vorbei, ein durchaus erträgliches Streckchen. Wir waren schon fast enttäuscht, dass wir schon da waren. Die Weinregion Mendozas liegt eigentlich in einer wüstenähnlichen Steppe. Es war also relativ heiß, der Fahrtwind angenehm. Die ersten Weinbauern mussten es erst einmal schaffen, den Boden fruchtbar zu machen. Sie entwickelten eine Technik, die Böden vom Salz zu befreien (Titas Uropa war übrigens in diesen Prozess involviert) und die Region aus der Stadt heraus zu bewässern.

Unser erster Stopp war die Bodega di Tommasso, die seit 1869 ihre Pforten geöffnet hat. In einem herrlich urigen Häuschen gab es für uns ein frühes Mittagessen, damit die Grundlage für den Tag geschaffen war. In einem hübschen Garten neben den Weinfeldern genossen wir die Bodegaküche mit dem ersten roten Tropfen des Tages. Gut gestärkt und gesättigt zogen wir nun los.

In der zweiten Bodega ging es dann gleich zur Sache und wir machten unsere erste Weinprobe mit, die sofort unglaubliche Köstlichkeiten hervorbrachte. Wir haben an diesem Tag auch mehrere Öko-Weinbauern kennengelernt und die Demeterweine der Bodegas probiert. Im Gegensatz zum Rest der Landwirtschaft in Argentinien wird im Weinbau mehr Wert auf ökologischen Anbau gelegt. Möglicherweise kommt das auch durch die Nachfrage aus Europa, denn guter Wein aus Argentinien ist eines der Hauptexportgüter des Landes. Aber das weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Man bekommt nicht viel raus hier, und mit gefährlichem Halbwissen halte ich mich lieber zurück.

Jedenfalls haben wir bei dieser biologischen zweiten Bodega richtig geile Weine gefunden, die bis dahin jedenfalls das Highlight waren.

Nachdem wir insgesamt sechs Weine probiert haben, schwangen wir uns überaus schwungvoll aufs Fahrrad, denn wir waren im Zeitstress! Auf der nächsten Bodega hatten wir uns eine Führung gebucht und die sollte in einer viertel Stunde losgehen. Wir zischten also schnell die drei Kilometer rüber und hatten am Eingang des Weingutes unseren ersten und einzigen Unfall: Ich bin Götz drauf gefahren als er plötzlich sehr stark und zumindest für mich unerwartet bremste.

Die Führung war dann so lala, aber die anschließende Weinprobe, auf die hier auch offensichtlich mehr Wert gelegt worden ist, war granate. Es wurden insgesamt sechs Weine verköstigt, ein Sparkling Wine, zwei Weißweine und drei Rote.

Auch hier hatten wir persönliche Favoriten (jedoch unterschiedliche), aber das beste sollte erst noch kommen. Weil uns die Bodega etwas zu groß war, sind wir nach der Führung gleich weitergefahren und haben einen kleinen Abstecher zur Fahrradvermietung gemacht, da dem Götz seine Pedale locker war und er sich krampfhaft bewegen musste, um nicht ständig abzurutschen.

Das Rad wurde dann ausgetauscht und wir fuhren frohen Mutes zum nächsten Gehöft.

Traumbild.

Eine antike Bodega (La Rural) sollte auf uns warten und sie war die Schönste auf der ganzen Tour. Hier gab es auch ein kleines Museum, das wir besuchten, man konnte durch die Lagerräume laufen und alle möglichen alten Gerätschaften besichtigen. Alles war sehr liebevoll hergerichtet und angeordnet, von alten Weinabfüllern, Fässern, über Werkzeuge, Schreibmaschinen und Bürozubehör, zu Fotos der ehemaligen Bodegagründer und alten Plänen.

Nach dem Museumsbesuch haben wir uns entschlossen nach der Bodega nicht noch zur nächsten zu fahren, da die Zeit uns zu knapp wurde. Also haben wir uns mit der Weinprobe im Lagerhaus Zeit gelassen.

Es war angenehm kühl hier drin und wir bekamen fünf Weine zur Probe. Man muss sich damit ja auch Zeit lassen ne?!

Ja, und hier war dann auch unser absoluter Gewinnerwein dabei. Wir waren beide etwas von uns selbst überrascht, dass es ein Weißwein sein sollte. Aber niemals zuvor haben wir einen Weißwein wie diesen getrunken, es war die absolute Geschmacksexplosion! Wir haben dann extra auch zwei Weinflaschen gekauft, um sie gut aufzubewahren für meinen Geburtstag. Das war wirklich der absolute Traum, wir kamen aus dem mmmh und boah und ist das lecker gar nicht mehr raus. Google hat uns verraten, dass es leider fast unmöglich ist, diesen Wein in Deutschland zu kriegen. Also genießen wir ihn jetzt hier, wo immer wir ihn bekommen können. Darf ich vorstellen, the Winner is:

Nachdem nun auch das letzte Glas geleert war, haben wir uns auf den Rückweg zum Fahrradverleih gemacht. Vor acht sollten die Räder zurückgegeben werden. Wir konnten ja nicht ahnen, dass der Fahrradverleih unser Ende sein würde! Gemeinsam mit einer Hand voll Engländern, die auch auf Südamerikareise sind, kamen wir hier an und wurden gefragt: Wasser oder Wein? Beides gern! Also ab in den hauseigenen Keller des Fahrradverleihs und zur Theke. Die ersten beiden Gläser waren umsonst, Hausmarke. Der Rest des Abends war so lange sehr witzig, bis uns der Fahrradverleihchef rausschmiss.

Wir sind dann im Taxi gemütlich nach Mendoza zurück gefahren und sehr selig ins Bett gefallen. Welch schöner Tag: Wetter schön, Landschaft schön, Bodegas schön und Wein schön! Ende gut, alles gut.


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