Wüstenparty (Teil 3)
Meinen Geburtstag habe ich sehr sportlich eingeleitet, ich wurde nämlich um sieben Uhr wach. Also bin ich laufen gegangen, was in der Wüste nicht unbedingt die beste Idee ist und auf einer Schnellstraße schon gar nicht. Dass ich nicht zu tode erschreckt einfach tot umgefallen bin ist auch alles, denn die Argentinier lieben es ganz offensichtlich, Läufer so laut wie sie nur können anzuhupen. Niedlich sind hingegen die verwunderten Esel, die erst blöd gucken und dann mitrennen! Richtig süß.
Als ich wiederkam war auch Götz erwacht und wir packten schnell unsere Sachen zusammen. Heute wollten wir die Provinzgrenze überfahren und einen weiteren Nationalpark besuchen. Die Hitze war schon am frühen Morgen echt brutal, aber ehrlich gesagt, genau das ist ja wohl das Beste, was einem Märzkind passieren kann oder? Nun haben wir beide unsere Geburtstage im Sommer gefeiert dieses Jahr :)
Wir hüpften ins Auto und besorgten uns noch ein bisschen Proviant im einzigen Tante Emma Laden weit und breit. Das Brot war frisch und lecker (beides ein Ausnahmezustand in Argentinien) und wir verfeinerten es mit dem leckeren Ziegenkäse, den wir vor ein paar Tagen am Straßenrand erworben hatten.
Als wir am Nationalpark ankamen, hüpften wir in den Jeep unseres geologischen Führers, der uns in den kommenden drei Stunden begleiten würde. Die Argentinier legen großen Wert auf ihre Natur und hegen kollektives Misstrauen gegenüber Touristen, wahrscheinlich nicht immer zu Unrecht. Man darf in einigen Provinzen niemals alleine in die Nationalparks rein, aus Angst, die einzigartigen Felsformationen durch unduldsames Verhalten zu zerstören. Das ist ein bisschen schade, weil wir so nicht immer die Gegenden in der Form erkunden konnten, wie wir es wollten, aber auf der anderen Seite bekommt man zahlreiche Informationen zur Erdgeschichte, den Bergen, den Pflanzen und der Tierwelt, die man sonst nicht unbedingt bekommen würde. Daher lohnt sich auch der begleitete Besuch wirklich immer. In diesem Park habe ich zum Beispiel sehr viele Pflanzen probiert! Alleine hätte ich das wohl eher nicht gemacht. Aber so liefen wir schlemmend durch die Gegend. Zumindest der Führer und ich, denn Götz war hinter der Linse verschwunden und ich bekam ihn nur selten zu Gesicht.
Ihr fragt euch, was er fotografiert? Strukturen!
Wir waren nämlich in einem Nationalpark der wirklich besondere Böden- und Felsformationen aufweist, denn die tektonischen Platten überlappen sich hier so stark, dass das Gebirge umkippt und der komplette Boden aufreißt. Überall ragen neue scharfe Kanten heraus und bahnen sich ihren Weg an die Erdoberfläche. Es war so erstaunlich, das zu sehen! Die Felsen stehen mittlerweile zum Teil senkrecht nach oben und es gibt viele verschiedene Ebenen und Farben.
Hier kann man dem Gebirge wirklich noch beim wachsen zusehen! Wir waren so erstaunt, als wir hindurch gewandert sind und all die Dinge über die unterschiedlichen Strukturen, Wasser und Böden erfahren haben. Dass Argentinien für Geologen ein Traum sein muss, das wussten wir ja schon lange, aber jetzt hätten wir am liebsten eine Bibliothek über die Natur dieses Landes gekauft.
Wir wanderten durch eine Schlucht hindurch und konnten noch einmal die Farbenpracht der argentinischen Natur bestaunen. Dabei noch die Süße der Sträucher und die Erfrischung der Bäume zu kosten war wirklich etwas sehr besonderes. Wir verbrachten auch nach unserer geführten Tour den Großteil des Tages in der Gegend und sahen die bizarrsten Formationen. Es ist wirklich kein Wunder, dass die Inka auch architektonisch eine Hochkultur wurden, denn die Natur gibt hier wirklich schon alle Formen vor, deren Errungenschaften die europäische Baukunst über Jahrhunderte entwickelte.
Da gibt es Säulen mit Kapitellen, da gibt es Blendfassaden und Pfeiler, da gibt es kleine Putten, Pilaster, Wasserspeier und Masken, da gibt es natürliche Tempel, Sphinxen, Pyramiden und liegende Löwen. Ich habe mich immer gefragt wieso die Nabatäer in Jordanien in wenigen Jahren Jahrhundertelange Bauerfahrung überspringen konnten... Alles nur globale Vernetzung und Geld? Vielleicht liegt die Lösung viel näher...
Wir fuhren den Rest des Tages durch die Gegend, stiegen immer mal wieder aus und gingen ein bisschen spazieren. In der Stunde nach der Dämmerung erreichten wir nach reichlicher Aufregung und holpriger Fahrt durch ausgetrocknete Flussbetten ein kleines Häuschen an einem See. Hier öffneten wir nun die weit gereisten Weine aus Mendoza und feierten aus meinem Geburtstag raus. Am nächsten Morgen schliefen wir endlich mal aus und fuhren die letzten Kilometer ganz gemütlich nach Mendoza zurück. Unser Roadtrip war jetzt zu Ende.