top of page

Valparaíso und der Nebel des Grauens


Neben Viña del Mar liegt in 15 Kilometer Entfernung die wunderhübsche und absolut traumhafte Stadt Valparaíso. Verteilt über zahlreiche Hügel (Cerros), die mit Aufzügen und Treppen miteinander verbunden sind, hat uns dieses Konglomerat verschiedenster Stadtteile auf Anhieb gefallen!

Nachdem wir ein paar Tage bei Felipe verbracht haben sind wir somit hier rüber gezogen und haben uns in eine kleine Wohnung mit einem traumhaften Blick über die Stadt und ihren Hafen eingemietet. Der Hafen war lange Zeit der wichtigste des Landes und ist sehr betriebsam. Überhaupt: Der Ballungsraum der beiden Städte Valparaíso und Viña ist der zweitgrößte des Landes. Der Größte ist mit Abstand Santiago. Bei besonders klarer Sicht konnten wir von hier aus bis auf die andere Seite der Bucht nach Viña gucken, es war phantastisch!

Jeden Morgen zwischen sieben und elf Uhr kam vom Meer aus der Nebel über die Stadt gekrochen. Man konnte richtig dabei zugucken, wie sich die Wolken ihre Bahnen schufen und hochkletterten.

Ab ca. 14 Uhr hatte sich der Nebel wieder verzogen und wir konnten bei herrlichstem Herbstwetter durch dieses wundervolle bunte Künstlerstädtchen spazieren.

In Valparaíso sieht jede Ecke, jede Straße, jedes Haus und jede Gasse anders aus. Die Stadt ist so lebendig und lebt in ständiger Veränderung. Die Bewohner der Stadt malen alles an, die Häuser, die Straßen, die Mauern, die Treppen. Jeder trägt irgendwie seinen Teil bei, die Stadt kunterbunt und einladend werden zu lassen.

Straßenhändler verkaufen selbstgemachte Kunstwerke oder Schmuck, Privatpersonen bieten selbst gebackenes Gebäck an oder machen Musik. Alles hier ist unglaublich lebenswert und irgendwie im Angebot. Selbst die steilen Berge muss man nicht alleine hochlaufen, wenn man nicht will. Unten im Tal kann man sich überall in ein dauerhaft im Kreis fahrendes Taxi setzen. Es gibt zig unterschiedliche Routen, man gibt dem jeweiligen Fahrer umgerechnet 50 Cent und der bringt dich heim. It's a dream! Denn manchmal sind die Anstiege so steil, dass man Kerben in die Straßen hauen musste, damit die Autos überhaupt Fuß fassen können.

Ja, es ist sehr fotogen, dieses Valparaíso. Wir haben die Tage eigentlich meistens damit verbracht, spazieren zu gehen, Häuser anzuschauen, Kirchen und Museen zu besuchen. Das Licht ist einfach bezaubernd, wenn die Sonne scheint.

Die Straßen sind mit Cafés und Restaurants gesäumt, lustige Kneipen und ihre Wirte machen hier jeden Pausendrink zu einem Erlebnis. Den chilenischen Nationaldrink konnten wir uns auch nicht entgehen lassen, und so kam es, dass wir eines Donnerstagabends doch recht beschwipst durch die Straßen stolperten. Dabei haben wir aber noch einen wunderschönen Mondaufgang gesehen, herrliche Livemusik gehört und das zweitbeste schwarze Risotto aller Zeiten gegessen.

Es ist schon sehr berechtigt, dass die Altstadt hier komplett unter Denkmalschutz steht und zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Sie beflügelt einen einfach irgendwie und man kann wahrscheinlich Wochen hier herumlaufen und hat immer noch nicht alles gesehen. Götz hat den Spirit Valparaísos jedenfalls genutzt und ein bisschen gearbeitet. Abends haben wir uns mit Felipe und Valeria zum Essen getroffen. Die Supermärkte und Geschäfte in Chile sind qualitativ deutlich besser als die in Argentinien und so kochten wir und kochten wir, weil wir es endlich mal wieder so richtig gut konnten. Überraschenderweise hatten Felipe und Valeria auch eines unserer Lieblingsspiele mit nach Chile gebracht und somit konnten wir nach dem Essen auch noch super zocken und dabei leckeren chilenischen Wein schnabulieren, der gleich in der Nähe wächst, geerntet und verarbeitet wird!

So richtig ohne Zwiebelprinzip konnten wir allerdings in Chile nicht vor die Türe gehen und ab den nachmittäglichen Stunden haben wir meistens gefroren. Dazu kamen Götz' Herbstdepressionen und der unumgängliche Kauf einer gefütterten Jogginghose, die dafür gesorgt haben, eine Entscheidung für die kommende Zeit zu treffen. Wir waren hin und her gerissen, denn eigentlich wollten wir ja noch durch Chile reisen, immer weiter in den Norden und dann nach Peru und Bolivien. Nach ausgiebiger Recherche haben wir dann aber wirklich feststellen müssen dass wir den optimalen Reisezeitraum verpasst haben. In Peru waren es nur noch 9 Grad und Bolivien sah auch nicht viel besser aus. Schweren Herzens haben wir uns also von dem Plan verabschieden müssen und uns auf die Suche nach neuen Zielen gemacht. Das Gute ist daran natürlich, dass nun ganz andere Ecken in unseren Blick rückten, von denen wir gar nicht mehr wagten zu glauben, sie auf dieser Reise noch zu sehen. Und auch wenn die so vorfreudig erwartete Indianergeschichte und -archäologie, die schönen Wanderungen in Peru oder der Titicacasee in Bolivien nun anderen Zielen weichen mussten... Aufgeschoben ist ja nicht gleich aufgehoben ne... Und Ziele und Träume bleiben. Sie machten uns Platz für neue/alte Ziele und kitzelten eine ganz neue Vorfreude herauf. Wir entschieden uns also Südamerika hinter uns zu lassen und den weiten Weg nach Mittelamerika auf uns zu nehmen.

Bye-bye, Chile. Wir sehen uns ein andermal wieder!


Aktuelle Einträge
Archiv

Immer der Sonne hinterher

bottom of page