Auf der anderen Andenseite
Nach unserem zweimonatigen Argentinienabenteuer, sind wir in Mendoza ein letztes Mal in den Bus gestiegen, der uns über die Anden nach Chile bringen sollte.
Nach nur wenigen Stunden war das abenteuerliche Unterfangen beendet und wir kamen heile und sicher in Santiago de Chile am Busbahnhof an. Busbahnhöfe sind ja eher selten richtige Vorzeigeorte von Städten und so begrüßte uns Santiago, wie wir es schon aus Buenos Aires kannten: Wuselig, unübersichtlich, chaotisch und heiß. Nun galt es auf all die Habseligkeiten, die man so bei sich trug, aufzupassen und sicher das Gelände und seine Umgebung zu verlassen. Wir suchten uns einen Platz in dem einzigen Restaurant, das einigermaßen sichere Sitzgelegenheiten zu bieten hatte, McDonalds, und warteten auf unseren Abholservice und alten Freund von Götz aus Heidelberg, Felipe. Er ließ nicht lange auf sich warten und auch, wenn ich ihn bisher noch nicht kennengelernt hatte, erkannte ich ihn doch auf Anhieb: Ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, Sonnenbrille im Haar und wild winkend bahnte er sich schnurgerade seinen Weg durch die Bahnhofsmassen zu unserem Plätzchen. Länger hier verweilen wollte Niemand, also schmissen wir alle Rucksäcke in Felipes Auto und fuhren mit ihm Richtung Viña del Mar, das etwa eineinhalb Autostunden von Santiago entfernt liegt. Felipe hat über 20 Jahre in Heidelberg gewohnt und das erkennt man an seinem Dialekt! Vergangenen Mai ist er aber wieder nach Chile zurück gekehrt und ein ausschlaggebender Grund für ihn war, dass man in Heidelberg nicht so gut surfen kann. Jetzt lebt er mit seiner Frau Vaerlia, die ursprünglich Russin aber aus ganzen und vollstem Herzen ebenfalls Heidelbergerin ist, und seinen beiden Kids Laura und Max wieder in Chile. Sie haben in Viña del Mar ein superschönes kleines Häuschen mit Meerblick gefunden, in dem man die Tür stets auflassen kann. Die Nachbarschaft ist wohl nirgendwo sonst in Südamerika so herzlich wie hier. Die Kinder spielen zusammen auf der Straße, man fährt am Wochenende zusammen ins Grüne und besucht gemeinsam die Märkte. Hier passt man noch auf sich auf! Hier fühlt man sich wohl, hier kann man auch wirklich gut entschleunigen! Überhaupt ist Viña ein Ort, an dem andere Leute Urlaub machen (ist im Übrigen auch der Hauptverdienst der Stadt). Ein schmuckes Fleckchen Land, an dem die Siantiagoer am Wochenende ausspannen.
Leider ist das das einzige Foto auf dem man die Stadt im Hintergrund sehen kann ;). Ich weiß, nicht besonders gut... Ich habe nicht sonderlich oft die Kamera dabei gehabt und irgendwie kaum ein Bild von Viña gemacht. Obwohl es da so schön war und so viele Motive gegeben hätte! Da wäre beispielsweise die Sommerresidenz des chilenischen Präsidenten gewesen oder das Wahrzeichen der Stadt: Eine riesengroße Uhr aus Blumen, gepflanzt am Straßenverkehrsmittelpunkt der Stadt und wunderhübsch anzusehen. Leider muss sie rund um die Uhr polizeilich bewacht werden, da es sich nachts hin und wieder ein paar Scherzkekse erlauben, die Uhrzeit zu verstellen.
An einem Tag hat uns Felipe ein bisschen ausgeführt und uns die Gegend seiner Heimat gezeigt. Er ist ein super Guide, denn er ist auch in Viña aufgewachsen und kann einem wunderbar illustrieren, wie es hier mal ausgesehen haben muss, bevor den Touristen Hochhäuser und Villen an die Strandpromenade gesetzt worden sind. Zudem gibt er Informationen zu allen möglichen wirtschaftlichen, ökologischen oder auch politischen Problemen der Region, zu den unterschiedlichsten Stränden, Restaurants und Partyzonen. Grundsätzlich ist die Gegend hier schwer am boomen, die Grundstückspreise schießen in die Höhe und reiche Chilenen sehen zu, dass sie sich ein Häuschen krallen. Es ist ein bisschen schade, aber es ist auch ein bisschen verständlich, ob der Schönheit hier.
Der gesamte Küstenstreifen hier ist nicht nur ein beliebter Badeort, sondern auch ein Surferparadies. Eigentlich wollte ich bei Felipe meine allererste Surfstunde nehmen, aber nachdem ich durch den nassen Sand des gerade zurückgewichenen Wassers gelaufen bin, habe ich es mit der Angst vor einem Erfrierungstod zu tun bekommen und dieses Vorhaben auf wärmere Klimazonen vertagt. Überhaupt wurde es hier abends doch recht kühl und ohne Pulli und Jacke war es kaum auszuhalten. Tagsüber war es noch schön mild, aber insgesamt herbstlich. Die perfekte Chilereisezeit haben wir wohl in Argentinien vertrödelt! Aber das macht nichts, wir kommen schon eines Tages wieder her!