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Von L.A. nach Santa Barbara - Der Beginn unseres letzten Roadtrips

Nach vier Tagen in Venice haben wir uns heute einen Leihwagen geholt, mit dem wir vorhaben die Küste nach San Francisco hochzufahren. Ein Cabrio musste es sein, wenn schon dennschon!!

Ich habe mir auf dieser Reise angewöhnt, meinem Freund in seinen klar formulierten Wünschen (was Autos oder Wohnungen oder Essen oder so angeht) nicht mehr zu widersprechen. Wir reisen ja die meiste Zeit doch relativ bescheiden, aber dann und wann muss es eben auch mal die Extraportion Luxus sein, wenn sie einem das Leben schöner macht und uns mehr Spaß bringt. Und irgendwie hat er da ja auch recht. Ich gucke meistens auf die Angebote, Götz guckt auf den Freudenfaktor. Und so kommen wir meistens gut durch. Und guckt doch mal, wie er strahlt:

Unser Auto ist jetzt jedenfalls genauso proletenhaft wie die anderen Autos, die hier so rumfahren und wir sind dann, nachdem wir den Schlitten hatten, auch erstmal durch L.A. gecruist um uns das Schöne Leben und Hollywood anzugucken.

Leider haben wir Blindfische das Hollywoodzeichen nicht gefunden! Is echt wahr! Also bei mir sollte das Niemanden wundern, ich habe bekanntlich keinen Orientierungssinn, wundere mich, wenn ich im Kreis laufe, wieso alles gleich aussieht und wenn man mich eine gerade Straße hinunterschickt, wieso ich im Kreis laufe, aber dass auch der Götz das Ding nicht entdeckt hat...

Möglicherweise lag es daran, dass wir schnell den Fokus und uns in den lieblichen umliegenden Hügelketten der Großstadt verloren haben.

Zunächst waren wir beide ganz angetan von der "Wohnsituation" hier oben. Die Häuser und die Gärten wirkten fast romantisierend auf uns. Wir fuhren an Kneipen, Clubs und Bars vorbei, die im Geiste noch Rockgeschichte schrieben und gelangten in Gegenden die bei uns das Kopfkino auslösten. Die Radiosender der Stadt der Engel spielten den dazugehörigen Sound mit einer bunten Mischung aus Pop, Rock und Jazz des vergangenen Jahrhunderts.

Doch je länger wir durch diese riesengroße weitläufige Stadt cruisten, desto widersprüchlicher erschien uns das neue L.A. Wir waren ja wirklich Frischlinge hier, in Kalifornien, ich überhaupt zum ersten Mal in Amerika... Und ich war schon relativ gut rumgekommen, doch niemals habe ich Reichtum und Armut so nebeneinander existieren sehen. Die Stadt der Träume ist die Stadt der Alpträume. Unter jeder Brücke gibt es keinen freien Zentimeter mehr, auf dem kein Zelt steht. Die Coexistenz zwischen Gewinnern und Verlierern des kapitalistischen Amerikas ist krass. Und so auch das Stadtbild. Je höher wie fuhren desto veränderter nahmen wir unsere Umgebung war. Die Häuser wurden größer, die Zäune zum Teil auch. Die Autos, die davor stehen auch. Die Klamotten, die die Kinder auf der Straße trugen auch. Also eigentlich alles. Aber man darf nicht davon sprechen, dass das nicht alles ganz geschmackvoll war.

Götz und ich kamen in ein Wechselbad der Gefühle. Eben waren wir gedanklich noch in den 20ern, danach im Summer of Love, dann in einer Obdachlosenzeltstadt und jetzt wahrscheinlich im reichsten Viertel, durch das wir jemals durchgefahren sind. Es gab zweierlei Reaktionen bei uns: Götz hat bei dieser Erkundungstour eine verfrühte Midlife-crisis bekommen und dachte er hat irgendetwas falsch gemacht in seinem Leben. Das Sänger-Konzept wird niemals aufgehen - so nach dem Motto! (Wie gesagt, Götz liebt es sehr, schön zu wohnen). Ich hab dieses Gefühl ehrlich gesagt gar nicht teilen können, denn mich schreckt Reichtum eigentlich immer nur ab. So auch hier. Ich konnte an dem Protz kaum etwas charmantes erkennen und hatte erst als wir aus der Stadt wieder rausgefahren sind, wieder das Gefühl endlich wieder atmen zu können.

Das einzige was ich echt ganz geil fand an Los Angeles ist die Filmszene. Überall Kinos und Theater, überall hängt Kinowerbung und alles wirkt irgendwie künstlerisch verspielt. Aber es ist natürlich auch hartes Business, von dem man als umherschwirrender Passant nicht wahrnimmt. Leider verpassten wir hier schon zum zweiten Mal auf dieser Weltreise nur ganz knapp eine Star Wars Premiere. Hier ist schon alles volltapeziert mit Werbung und ich bin ein bisschen traurig, die Premiere weder in Amerika noch in Hollywood sehen zu können. Das wäre ja wirklich mal geil gewesen.

Wir haben auch kurz überlegt ob wir ins Kino gehen sollen, entscheiden uns aber lieber dafür nach Venice zurückzufahren und unsere wunderschöne Dachterasse zu geniessen. Das ist einfach irgendwie schöner und idyllischer. Außerdem ist uns Venice ans Herz gewachsen und wir haben nur noch einen Tag Zeit bevor wir auf unseren letzten Roadtrip auf unserer Reise aufbrechen.

Am nächsten Morgen ging es dann los, wuhu! Wir waren voller Freude, die Strecke nach San Francisco lag vor uns und wir waren in California!

Die Küstenstraße in Kalifornien zählt zu den schönsten Autostrecken überhaupt auf der Welt. Und dass das keine Untertreibung ist, das stellten wir auch selbst bald fest (durch Brainstorming und das Vergleichen der von den uns bekannten Autostrecken, die wir schon gefahren sind).

Zunächst führte unser Weg noch durch urbane Gegenden, heraus aus Venice, über Santa Monica in Richtung Santa Barbara. In Santa Barbara machten wir einen kurzen Stopp, schossen ein Pflichtfoto für die Lea, die hier ihren ersten Sprachurlaub gemacht hat, und aßen einen Burger in einem kleinen Restaurant. Es war übrigens unser erster Burger im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (wir hatten es ja so zelebriert zu kochen) und man muss sagen: Burger können sie! Wir waren sehr angetan, vor allem das Fleisch war perfekt auf die Sekunde gegrillt. Ja, man muss sagen, an diesem Mittag kamen wir ein bisschen auf den amerikanischen Geschmack. Das kleinstädtische und sehr brav anmutende Santa Barbara hat es uns dann doch ein bisschen angetan. Vor allem das Brave und Kleinstädtische entwickelte einen gewissen Charme und die lustige Damenrunde am Nachbartisch tat ihr übriges. Wir gingen noch ein wenig spazieren, bevor wir uns wieder in unser Auto schwangen und weiterfuhren.


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